POSITIONSPAPIER

Präambel

Ziel des Vereins ist es, durch sein Wirken einen Beitrag zu nachhaltigem wirtschaftlichen Erfolg bei einem schonenden Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen zu leisten. Die Wirtschaft ist aber nicht isoliert von Gesellschaft und Moral, sondern Anwendungsgebiet der praktischen Ethik, ein Ort menschlichen Handelns und der Identitätsfindung, sowohl für das Individuum als auch für die regionale und internationale Gemeinschaft. Die Unternehmen sind Teil der Gesellschaft und liefern einen Beitrag zur Gestaltung der gesellschaftlichen Normen im europäischen Kulturkreis. Die freiheitliche europäische Kultur ist somit ein wesentliches Element unseres Selbstverständnisses.

Was sind für uns zentrale Begriffe der Produktionserhaltung?

Produktion/Entwicklung, Kundennutzen, Wertschöpfung und Hochlohnländer

Produktion/Entwicklung, (lat.: producere = hervor führen) ist der alleinige und zentrale vom Menschen bewirkte Prozess der Transformation, der aus natürlichen wie bereits produzierten Ausgangsstoffen (Rohstoff) unter Einsatz von Energie, Arbeitskraft (immer verbunden mit Wissen) und bestimmten Produktionsmitteln Wirtschafts- oder Gebrauchsgüter (Ökonomisches Gut) erzeugt. Der Begriff der Produktion ist dabei zunächst nicht auf den industriellen Bereich beschränkt, sondern bezeichnet Herstellung im Allgemeinen. Produziert wird ebenso im Handwerk, in der Land- und Forstwirtschaft und auf künstlerischem Gebiet.

Wertschöpfung ist das Ergebnis produktiver Tätigkeit. Diese transformiert vorhandene Güter in Güter mit höherem Nutzen und damit in Güter höheren Geldwertes. Der geschaffene Mehrwert ist Voraussetzung für Einkommen. Wertschöpfung als Kennzahl misst den Ertrag wirtschaftlicher Tätigkeit als
Differenz zwischen der Leistung einer Wirtschaftseinheit und der zur Leistungserstellung verbrauchten Vorleistung. Mit Wertschöpfung sind all diejenigen produktiven Tätigkeiten gemeint, die einen unmittelbaren Kundennutzen erzeugen.

Kundennutzen ist das Maß für die Fähigkeit eines Gutes oder einer Gütergruppe, die Bedürfnisse eines wirtschaftlichen Akteurs (z. B. Kunden, Menschen) zu befriedigen. Allgemein ist der Nutzen eine Vergrößerung des Wertevorrats oder eine Minderung des Werteverlustes. Das Streben des Einzelnen nach Nutzenmaximierung ist eine der zentralen Annahmen der Volkswirtschaftslehre.

Hochlohnländer sind diejenigen Länder, die hohe Arbeitskosten haben. Für die europäische Union sind dies Norwegen, Schweden, Deutschland, Niederlande, Dänemark, Großbritannien, Finnland, Irland, Frankreich, Belgien, Österreich, Italien, Luxemburg, Spanien und Griechenland.

Wo stehen wir mit der europäischen Produktion?

Status, Historie und Fehlentwicklungen

In der historischen Betrachtung nimmt der Wertschöpfungsanteil im Bruttoinlandsprodukt der europäischen Hochlohnländer kontinuierlich ab1). Eine Verlagerung von Produktion in wachstumsstarke Länder mit niedrigeren Lohnkosten ist deutlich erkennbar. Der sich verringernde Produktionsanteil schmälert das Bruttosozialprodukt und wird auf lange Sicht den erworbenen Wohlstand beeinträchtigen. Vorausschauendes Agieren, anstelle kurzfristigen Reagierens, das Setzen von Trends und Neuem mit dem Ziel nachhaltiger Wertentwicklung ist eher Mangelware.

„Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“ (Gustav Heinemann)

Menschen im Unternehmen werden häufig noch als disponible, austauschbare Ressource und Objekte betrachtet. Viele Schwierigkeiten werden damit erklärt, dass diese Menschen nicht funktionieren und eine selbstdefinierte Gruppe von anderen Menschen überlegt, wie sie dieses Funktionieren herbeiführen kann. Bekannte Mängel am deutschen Standort sind Inflexibilität des Arbeitsmarktes, hohes Lohnkostenniveau, ausgeprägter Kündigungsschutz und hohe Abgabenlast. Diese ungünstigen Standortfaktoren sind zu einem guten Teil durch die Unternehmen selbst und die Arbeitnehmervertretungen verursacht, da individuelle Besitzstandssicherung die echte Bereitschaft zu notwendigen Veränderungen behindert.

Eine langfristig angelegte Unternehmensentwicklung wird immer seltener. Die kurzfristig angelegte Maximierung von Gewinn und Kapitalrendite ist nicht alles! Weniger Mitarbeiter, schnelles Umsatzwachstum und steigende Kapitalrenditen können nicht die alleinigen Erfolgskriterien für ein europäisches Unternehmen sein. Der Shareholder-Ansatz als ultimative Managementmethode ist bedenklich. Er birgt nicht nur die Gefahr eines „rein ökonomischen Imperativs“. Es bestehen auch Zweifel an der einseitigen Ausrichtung an kurzfristig orientierten ökonomischen Nutzwerten hinsichtlich seiner langfristigen Folgen. Häufig begründet sich ein schneller Erfolg lediglich im kurzfristigen Verbrauch von zuvor langfristig geschaffenen Werten. Ein unterentwickelter Kapitalmarkt abseits der Börse und der Druck der Kapitalmärkte bedroht die langfristige Perspektive unternehmerischen Handelns. Mit dem Wandel des Unternehmertums zeigt sich eine schleichende Erosion des gesellschaftlichen Fundaments.

1) H. Wildemann, Unternehmensstandort Deutschland, Empirische Studie, TCW-Verlag, 2005

Welchen Anspruch haben wir?

Vision, Mitglieder und Zielsetzung

Das Institut ist in erster Linie an dem Erhalt und nachhaltigen Sicherung der Produktion und Entwicklung an europäischen Hochlohnstandorten unter fairen Wettbewerbsbedingungen interessiert. Die Ausweitung der Produktionsstandorte in andere Länder ist durchaus wünschenswert, sofern dies nicht einseitig zu Lasten der angesprochenen Standorte in Hochlohnländern geht. Wir verstehen uns  als europaweite Interessenvertretung für alle produzierenden Unternehmen mit integrierter Entwicklung/Forschung.

Eine stark interdisziplinäre Ausrichtung der Mitglieder mit enger Bindung an Wirtschaft und Politik stellt das Fundament des Instituts dar. Das Institut für Produktionserhaltung e.V. strebt eine heterogene Zusammensetzung der Mitglieder an, die sich aus unterschiedlichem Alter, Geschlecht, Ausbildung, Beruf, Parteipräferenzen und Konfessionen zusammensetzen. Mit dem festen Willen die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen der Mitglieder für die Erringung der besten Lösungen zusammenzuführen. Die persönlichen und juristischen Mitglieder sind freiwillig und aus Überzeugung im Institut tätig.

Der visionäre Anspruch des Instituts für Produktionserhaltung besteht darin, die wissenschaftliche und fachliche Expertise an die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik auf regionaler, nationaler und europaweiter Ebene weiterzugeben. Eine direkte, unmittelbare Ansprache von Entscheidungsträgern in Wirtschaft, Politik und Interessengruppen ist explizit gewünscht. Die neutrale, differenzierte und ausgewogene Expertise stützt sich auf fundierte Analysen und sachlicher Beurteilung unter Berücksichtigung aller relevanten Einflussfaktoren und hat eine hohe praktische Relevanz. Die unternehmerische Ausrichtung und Wirksamkeit in der Wirtschaftspolitik ist das Ziel. Die Qualität dieser Expertise muss die unmittelbare Verwendung in Entscheidungen ermöglichen.

Das Institut leistet einen Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung der europäischen Werte und Errungenschaften mit Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.

 

Was wollen wir vermitteln?

Prinzipien, Grundsätze und Werte
Der Wertschöpfung kommt eine überragende Bedeutung zu. Die am Kundennutzen orientierte Wertschöpfung ist der Quell jeglichen Wirtschaftens, sie findet in der Regel auf allen Ebenen statt. Die Konzentration auf die Wertschöpfung und die daraus resultierenden Implikationen auf das gesamte unternehmerische Tun stellen die eigentliche Herausforderung auf dem Weg zu prosperierenden Unternehmen in Hochlohnländern dar. Wertschöpfung wird durch Menschen erzielt. Wertschöpfungsmanagement ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Konzentration auf eine wettbewerbsfähige Wertschöpfungsgestaltung ist Kernthema des Instituts für Produktionserhaltung e.V..

„Es gilt vom Exportweltmeister zum Wertschöpfungsweltmeister zu werden!“ (Volker Junior)

Die Menschen sind die tragende Säule des Unternehmens und Unternehmen sind nur so gut wie ihre Menschen. Die Menschen sind Wissensträger und Wertschaffende und nicht nur Ressource und Kostenfaktor. Die Innovationskraft und Kreativität des Menschen, eröffnet ungeahnte Horizonte. Die Unternehmer und Mitarbeiter tragen gemeinsam ihre spezifische Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Die besondere Verantwortung des Unternehmers liegt darin, die Mitarbeiter zum eigenen Wohle und zum Wohle des Unternehmens zu aktivieren.Die Eigenverantwortung beinhaltet Mut zu zeigen, Neues anzupacken, Vorbild zu sein, Werte wie Offenheit, Fairness, Respekt, Vertrauen und Würde zu vermitteln und somit den nachhaltigen Erfolg zu sichern.

Es gilt das Bewusstsein zu schaffen, dass wertorientierte Unternehmensführung verschiedene Wertdimensionen verknüpft und sich nicht ausschließlich auf die Steuerung des Shareholder-Value reduzieren lässt. Nur ein Unternehmen, das in der Gesellschaft einen angemessenen Beitrag leistet, kann Wertschätzung und Reputation gewinnen. Diese Sicht präferiert einen Stakeholder-Ansatz, d.h. die Berücksichtigung unterschiedlicher Anspruchsgruppen an Unternehmen, die langfristige Schaffung von Wohlstand und Streben nach harmonischem Ausgleich der Interessen aller Stakeholder. Ein langfristiges
und nachhaltiges Wirtschaften, insbesondere der schonende Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen, ist das langfristig bessere Erfolgsmodell.

„Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht!“ (Werner von Siemens).

Die Sicherung von Produktion muss in ihrer Wettbewerbsfähigkeit begründet sein, durch die kontinuierliche Verbesserung aller an der Wertschöpfung beteiligten Prozesse (Innovation). Nicht gemeint sind Protektionismus und Abschottung der Märkte. Zum fairen Wettbewerb gehört die Verpflichtung aller auf gemeinsame Werte, die im freien Wettbewerb einzuhalten sind. Wettbewerb bedeutet freien Zugang zu Märkten unter vergleichbaren Bedingungen.

Wie stehen wir zu anderen?

Institute, Hochschulen und Interessensvertretungen

Eine stark interdisziplinäre Ausrichtung mit enger Bindung an Wirtschaft und Politik stellt das Fundament des Instituts dar. Erst die Vielfalt der Meinungen und die Berücksichtigung des allgemeinen Wohls können zu besseren wirtschaftlichen Lösungen von Produktion und Entwicklung in Hochlohnländern der europäischen Union führen. Dies schließt partikulare Gruppeninteressen als alleinigen Maßstab des Handelns aus.

In erster Linie suchen wir auf europäischer Ebene die Zusammenarbeit mit Unternehmen, wissenschaftlichen Institutionen und politischen Gremien und Mandatsträgern. Ziel ist es, die Bildung eines politischen und wirtschaftlichen Kooperations- und Wissensnetzes zur Verbesserung der Wertschöpfung. Wir wollen eine Perspektive für eine bessere Wertschöpfung und neue Denkansätze für Unternehmer und Politiker vermitteln. Dabei arbeiten wir nach dem Prinzip der gegenseitigen Verpflichtung und Unterstützung. Im Sinne eines Ausgleichs und Miteinander schaffen und teilen wir Wissen und stiften dadurch gegenseitigen Nutzen.