Digitalisierung

 “Eine der bedeutendsten Veränderungen der letzten Jahre ist die Etablierung digitaler Lösungen als Kernbestandteil des Herstellungsprozesses. Einige nennen es „Industrie 4.0“, andere „Smart Manufacturing“ und wieder andere „Future Factories“. Dabei werden IoT (Internet der Dinge), KI (Künstliche Intelligenz), Blockchain und andere moderne Technologien eingesetzt, um den Herstellungsprozess effizienter, berechenbarer und ausgereifter zu machen. Es geht im Ergebnis darum, qualitativ hochwertigere Produkte und neue Services herzustellen.”

Raghuram Joshi, Senior General Manager bei Robert Bosch Engineering und Business Solutions,

Deutschlands Geschäftsmodell. Ein Update für “Made in Germany”
Ein Gastbeitrag von Walter Sinn

Manager Magazin vom 7.11.2022

“Gerade Industrie 4.0 ist ein Schlüsselthema, bei dem hiesige Unternehmen – vom Mittelstand bis hin zum Konzern – ihre Weltklasse unter Beweis stellen können und müssen. Mit Blick auf künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und auch Quantencomputer gilt es im industriellen Sektor den Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft zu gewinnen. Das Metaverse wird ebenfalls Chancen bieten. Beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur, dazu zählt zum Beispiel das 5G-Netz, liegt Deutschland im globalen Vergleich allerdings noch im Mittelfeld. Wo der Anschluss verpasst wurde, geht es jetzt darum, umso intensiver auf die nächste Technologiegeneration zu setzen – und dafür die eine oder andere Entwicklungsstufe zu überspringen.”

Walter Sinn verantwortet seit 2014 als Managing Partner die Aktivitäten von Bain & Company in Deutschland und ist Mitglied im Global Board of Directors.

Industrie 4.0: USA an der Spitze, Deutschland auf Platz zwei

bitkom 22. Mai 2022

Knapp ein Viertel steuert die Fertigungsindustrie zum deutschen BIP bei. In kaum einem anderen Land hat die Industrie eine ähnlich große Bedeutung – doch sehen die deutschen Industrieunternehmen die USA in der entscheidenden Zukunftsfrage vorne: Jedes vierte deutsche Industrieunternehmen (25 Prozent) nennt die USA als Vorreiter der vernetzten Produktion, der Industrie 4.0. Deutschland belegt mit 16 Prozent Nennungen Platz zwei, dicht gefolgt von China und Japan (jeweils 15 Prozent). Südkorea sehen 13 Prozent auf dem Spitzenplatz. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 550 Industrieunternehmen ab 100 Beschäftigen in Deutschland.

39 Prozent sagen, dass in Deutschland bessere gesetzliche Rahmenbedingungen herrschen, aber nur jedes Vierte sieht Deutschland als führend bei der Etablierung von Standards (24 Prozent) oder bei den Investitionen in Forschung und Entwicklung (24 Prozent). Nur jedes Neunte (11 Prozent) spricht von einer starken Unterstützung durch die Politik im Bereich Industrie 4.0. Für die anderen Nationen wird das politische Engagement hingegen besser bewertet (USA: 21 Prozent, China: 22 Prozent, Japan: 20 Prozent). Christina Raab: „Wir brauchen bessere steuerliche Rahmenbedingungen für Investitionen in Industrie 4.0, eine Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsförderung sowie gezielte Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten.“

McKinsey Studie

Das Internet der Dinge könnte einen globalen wirtschaftlichen Mehrwert von bis zu 13 Billionen US$ im Jahr 2030 schaffen, so eine Untersuchung der Managementberatung McKinsey. Den größten Einfluss hat IoT dabei Fabrikumgebungen mit einem prognostizierten Wertpotenzial von bis zu 3,3 Billionen US$ sowie in der Gesundheit. Für die Studie wurden insgesamt 99 Anwendungsfelder für das Internet der Dinge untersucht. Das wirtschaftliche Wertpotenzial des IoT konzentriert sich dabei verstärkt auf physische Bereiche und Anwendungsfelder. Zu den Top 5 gehören Fabriken, Gesundheit, Arbeitsplätze, Städte und außerstädtische Umgebungen wie etwa Fahrzeugnavigation, Containertransport oder Paketzustellung. Diese fünf wichtigsten der 99 untersuchten Bereiche machen etwa 52 Prozent des potenziellen wirtschaftlichen Werts des IoT im Jahr 2020 aus.

IBM zu Industrie 4.0

Intelligenten Fabriken sind mit fortschrittlichen Sensoren, eingebetteter Software und Robotik ausgestattet, die Daten sammeln und analysieren und eine bessere Entscheidungsfindung ermöglichen. Es entsteht noch höherer Nutzen, wenn Daten aus Produktionsabläufen mit Betriebsdaten aus ERP-, Lieferketten-, Kundendienst- und anderen Unternehmenssystemen kombiniert werden, um ein völlig neues Niveau an Transparenz und Erkenntnissen aus zuvor isolierten Informationen zu erreichen. Diese digitalen Technologien führen zu höherer Automatisierung, vorausschauender Wartung, Selbstoptimierung von Prozessverbesserungen und vor allem zu einem neuen Maß an Effizienz und Reaktionsfähigkeit gegenüber Kunden, das zuvor nicht möglich war.

Industrie 4.0 sorgt für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion 

bitkom 24. Mai 2022

65 Prozent der Industrieunternehmen ab 100 Beschäftigten nutzen derzeit spezielle Anwendungen für Industrie 4.0 und weitere 25 Prozent planen den Einsatz. Raab: „Industrie 4.0 ist im produzierenden Gewerbe angekommen. Insgesamt setzen 90 Prozent der Unternehmen auf Industrie 4.0 – und investieren dafür rund 6 Prozent ihres gesamten Jahresumsatzes.“

Nur 8 Prozent planen derzeit keinen Einsatz spezieller Anwendungen, können sich aber vorstellen, dies in Zukunft zu tun. Für ausnahmslos alle der befragten Unternehmen ist Industrie 4.0 heute ein Thema. „Die Corona-Pandemie hat der deutschen Industrie einen dauerhaften Digitalisierungsschub gegeben“, so Raab.