infpro STUDIEN

Wertschöpfungspotenziale 4.0

Wertschöpfungspotenziale 4.0 – was wäre bei konsequenter Nutzung von Lean-Prinzipien und Industrie 4.0 möglich?

Autoren: Heidi Heimberger, Angela Jäger, Prof. Dr. Steffen Kinkel, Sebastian Beiner, Arndt Schäfer

Gemeinsame Studie der Hochschule Karlsruhe, des Fraunhofer ISI und des Instituts für Produktionserhaltung identifiziert brachliegende Wertschöpfungspotenziale in der deutschen Industrie von 95 Milliarden Euro pro Jahr.

Eine hohe Produktivität ist von großer Bedeutung, um im Hochlohnland Deutschland industrielle Wertschöpfung zu sichern. Allerdings stagniert der Produktivitätszuwachs in der deutschen Industrie, die Arbeitsproduktivität ging von 2017 bis 2019 sogar um etwa 1 % pro Jahr zurück. Umso wichtiger sind konkrete Maßnahmen, die eine nachhaltige und dauerhafte Steigerung der Produktivität in deutschen Unternehmen ermöglichen. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund der abnehmenden Produktivität im Zuge der aktuellen Covid-19-Pandemie.

Vor diesem Hintergrund untersuchten das Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) der Hochschule Karlsruhe, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) für das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und das Institut für Produktionserhaltung e. V. die Wertschöpfungspotenziale im deutschen Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands. Basierend auf Experteninterviews mit exzellenten Produktionsunternehmen, Umfragedaten des ISI bei 1 256 Betrieben und Daten des Statistischen Bundesamts wurden mögliche Produktivitätsfortschritte anhand des Umsetzungsgrads von Lean-Prinzipien und Industrie 4.0-Technologien ermittelt.

 

Wertschöpfung lohnt

Vorteile und Notwendigkeit lokaler Wertschöpfungsketten.

Autoren: Prof. Dr. Steffen Kinkel, Sebastian Beiner, Arndt Schäfer, Heidi Heimberger, Angela Jäger

 

Die Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass sich der Auf- und Ausbau eigener Wertschöpfung bei Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes aus wirtschaftlichem Kalkül lohnt, und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Zum einen zeigt sich ein signifikant positiver Einfluss der Höhe der eigenen Wertschöpfungstiefe auf die Gewinnsituation eines Unternehmens. Dies belegt ein lineares Regressionsmodell auf Basis der Kostenstrukturdaten des Statistischen Bundesamtes. Eine Erhöhung der Wertschöpfungstiefe eines Unternehmens um 1 Prozentpunkt geht demnach mit einer Erhöhung des Gewinns um 0,2 Prozentpunkte einher.

Die Ergebnisse eines logistischen Regressionsmodells auf Basis einer Unternehmensbefragung bei 1594 Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland unterstützen diesen Befund. Demnach ist die Wertschöpfungstiefe der mit Abstand stärkste Erklärungsfaktor für die Wahrscheinlichkeit eines Unternehmens, eine Umsatzrendite von mehr als 2 Prozent zu erwirtschaften.

Zum anderen beeinflusst die Wertschöpfungstiefe stark positiv die Produktivität eines Unternehmens. Sie ist sowohl für die Gesamtfaktorproduktivität als auch für die Arbeitsproduktivität eines Unternehmens der jeweils stärkste Erklärungsfaktor, wie spezifische lineare Regressionsmodelle Basis der breitenempirischen Unternehmensbefragung zeigen.

 

Wertschöpfungsorientierte Volkswirtschaft

Vorstudie/Ideenpapier für infpro

Autor: Prof. Dr. Andreas Syska

Die Produktion ist als Quelle des Wohlstandes allgemein anerkannt. Durch Übernahme von japanischen Produktionsprinzipien, im Westen „Lean Production“ genannt, und dem damit verbundenen Verständnis für Wertschöpfung und Verschwendung, wurde hierzulande die Rolle der Produktivität und damit der allgemeine Wohlstand gestärkt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass hierdurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auch gerade im internationalen Vergleich gestiegen ist. Es besteht nun wachsendes Interesse, die Prinzipien, Werkzeuge und Werthaltungen der Produktion auf andere Bereiche zu übertragen. Produzenten haben ihre Problemlösungskompetenz bewiesen. Deshalb dürfen von ihnen gesellschaftlich akzeptierte und verwertbare Lösungen für die Allgemeinheit erwartet werden.

Vor diesem Hintergrund hat infpro die Frage formuliert, was es bedeuten würde, wenn die Lean-Prinzipien auf die gesamte Volkswirtschaft übertragen werden. Gäbe es dann Bereiche des werthaltigen Wirtschaftens und Bereiche, in denen Werte vernichtet werden? Würde dies nicht zu einer anderen Sichtweise auf unser Wirtschaften führen, diese neu bewerten und dazu beitragen die volkswirtschaftlichen Ressourcen insgesamt klüger und nachhaltiger einzusetzen als bisher? Dies hat infpro dazu bewogen, die vorliegende Vorstudie zur Wertschöpfungsorientierung im Gesundheitswesen und der Stromwirtschaft in Auftrag zu geben, in der diese Fragen erstmals angerissen werden sollen. Allen hieran Beteiligten ist bewusst, dass diese Vorstudie gedanklich neue Gebiete erforscht und neue Sichtweisen abverlangt. Dennoch oder gerade deshalb wünsche ich den Lesern dieser Vorstudie viel Vergnügen und reiche Erkenntnisse.

Wertschöpfungsorientierte Volkswirtschaft (Teil 2)

Vorstudie/Ideenpapier für infpro

Autor: Prof. Dr. Andreas Syska