Liebe Mitglieder,
eine neue industrielle Realität beginnt nicht mit einem Technologiesprung, sondern mit einem Perspektivwechsel. Jahrzehntelang galt Wertschöpfung als nahezu selbstverständlicher Teil unseres wirtschaftlichen Selbstverständnisses – getragen von Ingenieurskunst, Exportstärke und funktionierender Infrastruktur. Doch die Gewissheiten, auf denen dieses Modell ruhte, sind ins Wanken geraten. Heute stehen wir vor einer Zeitenwende, in der wir nicht nur technologische, sondern auch gesellschaftliche, politische und kulturelle Fragen neu beantworten müssen.
Vor diesem Hintergrund freut es mich sehr, Ihnen heute die erste Ausgabe unseres neuen infpro Magazins vorstellen zu dürfen: „ DIALOG Wertschöpfung 2025“. Es ist mehr als eine Sammlung kluger Beiträge. Es ist Ausdruck eines Anspruchs: Wertschöpfung in Deutschland und Europa nicht zu verwalten, sondern zu gestalten – mit Haltung, mit Weitblick und mit einem klaren Verständnis davon, was Produktionserhaltung in einer veränderten Welt bedeutet.
Wir befinden uns inmitten eines tiefgreifenden Strukturwandels. Nicht als Folge eines plötzlichen Bruchs, sondern als Resultat schleichender, oft übersehener Verschiebungen: Eine Überlastung politischer Entscheidungsprozesse, ein wachsender Fachkräftemangel, Investitionsstaus in Digitalisierung und Automatisierung, ein diffuser Umgang mit KI – all das gefährdet nicht nur einzelne Branchen, sondern den industriellen Kern unseres Wohlstandsmodells. Und damit auch unsere politische Handlungsfähigkeit.
Mit dem Magazin wollen wir Impulse setzen. Wir sprechen nicht über Technologie als Selbstzweck, sondern über ihre Rolle im Erhalt produktiver Wertschöpfung – über KI als Betriebsmodell, nicht als Spielerei. Wir fragen, was Arbeit im Jahr 2035 bedeutet, wenn sich menschliche Tätigkeiten neu sortieren und klassische Berufsbilder aufbrechen. Und wir machen sichtbar, wie tiefgreifend sich Machtverhältnisse in der Produktion bereits heute verschieben – von Werkshallen in Datenräume, von Standorten zu Plattformen, von Hierarchien zu Systemlogiken.
In dieser ersten Ausgabe widmen wir uns einer Reihe drängender Themenfelder:
Wir analysieren, warum Deutschlands Industrie strategisch zurückkommen muss – nicht, um alte Strukturen zu konservieren, sondern um den produktiven Kern unserer Zukunftsfähigkeit zu sichern. Wir zeigen, wie Künstliche Intelligenz die industrielle Wertschöpfung nicht nur beschleunigt, sondern neu organisiert. Wir werfen einen kritischen Blick auf die Realität der Arbeitswelt 2035 – eine Realität, die zunehmend polarisiert: zwischen Wissenselite und abgehängten Praktikern, zwischen hochflexibler Selbststeuerung und algorithmischer Kontrolle.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage, wie wir Arbeit, Ausbildung und Qualifikation neu denken müssen, damit technologische Fortschritte nicht zur sozialen Spaltung führen. Wir beleuchten, warum Deutschland ohne klare Automatisierungsstrategie den Anschluss verliert – und was eine produktive Antwort darauf sein könnte. Und wir dokumentieren konkrete Umsetzungen und Leuchtturmbeispiele aus Unternehmen, die zeigen, dass Wandel gestaltbar ist – wenn man ihn will.
Dieses Magazin ist unser erster publizistischer Beitrag, um den Dialog über Produktionserhaltung in der Tiefe zu führen, die das Thema verdient. Es ist zugleich Einladung und Herausforderung: an Entscheider:innen, an Praktiker:innen, an politische Verantwortungsträger.
Das Magazin steht ab sofort als kostenfreier Download auf unserer Website zur Verfügung.
Nutzen Sie es, teilen Sie es – und bringen Sie Ihre Perspektive ein.
Die zweite Ausgabe erscheint am 21. November 2025 – pünktlich zu unseren Wertschöpfungstagen 2025 in Berlin. Dort wird vieles von dem, was wir in dieser Ausgabe andeuten, weiterentwickelt: in Keynotes, in Panels, in Diskussionsrunden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diesen Weg mit uns gehen – als Leser:innen, als Impulsgeber:innen, als Teil einer Gemeinschaft, die nicht auf den Niedergang wartet, sondern auf Zukunft setzt.
Mit besten Grüßen
Klaus Weßing



