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Wertschöpfungspotentiale 4.0

Bewertung der ungenutzten Wertschöpfungspotenziale der badenwürttembergischen und deutschen Industrie in Zeiten der Digitalisierung der Wertschöpfung

Eine hohe Produktivität ist von großer Bedeutung, um im Hochlohnland Deutschland industrielle Wertschöpfung zu sichern. Allerdings stagniert der Produktivitätszuwachs in der deutschen Industrie, die Arbeitsproduktivität ging von 2017 bis 2019 sogar um etwa 1 % pro Jahr zurück. Umso wichtiger sind konkrete Maßnahmen, die eine nachhaltige und dauerhafte Steigerung der Produktivität in deutschen Unternehmen ermöglichen. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund der abnehmenden Produktivität im Zuge der aktuellen Covid-19-Pandemie.

Vor diesem Hintergrund untersuchten das Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) der Hochschule Karlsruhe, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) für das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und das Institut für Produktionserhaltung e. V. die Wertschöpfungspotenziale im deutschen Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands. Basierend auf Experteninterviews mit exzellenten Produktionsunternehmen, Umfragedaten des ISI bei 1 256 Betrieben und Daten des Statistischen Bundesamts wurden mögliche Produktivitätsfortschritte anhand des Umsetzungsgrads von Lean-Prinzipien und Industrie 4.0-Technologien ermittelt.

Lean-Prinzipien und Industrie 4.0-Technologien werden bislang noch unzureichend genutzt

Der durchschnittliche Lean-Umsetzungsgrad der Betriebe des deutschen Verarbeitenden Gewerbes liegt auf einer Skala von 0 bis 7 lediglich bei 2,2 – also gerade einmal bei etwa 30 %. Jedes fünfte Unternehmen hat keinerlei Lean-Methoden im Einsatz. Insgesamt wird überaus deutlich, dass in der deutschen Industrie noch beträchtliche Defizite bei der Umsetzung ganzheitlicher Wertschöpfungssysteme bestehen. Erstaunlich ist, dass die seit Jahren bekannten, erheblichen Verbesserungspotenziale von den Unternehmen nur unzureichend ausgeschöpft werden.

Bei der Umsetzung von Technologien zur digitalen Vernetzung der Produktion (Industrie 4.0) liegt die deutsche Industrie noch weiter zurück. Jedes siebte Industrieunternehmen nutzt keine dieser Technologien und lediglich 18 % befinden sich in der Spitzengruppe der Technologienutzung. Hohe Investitionen, unzureichende Nutzenermittlung und eine heterogene Datenqualität bremsen die Durchdringung insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Autoren der Studie

Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft

ILIN Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken

Prof. Dr. Steffen Kinkel, Sebastian Beiner, Arndt Schäfer

 

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Heidi Heimberger, Angela Jäger

Wertschöpfungspotenziale 4.0

Bewertung der ungenutzten Wertschöpfungspotenziale der baden- württembergischen und deutschen Industrie in Zeiten der Digitalisierung der Wertschöpfung.

Der Industrielle Sektor hat für die deutsche Wirtschaft, insbesondere für Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Um im Hochlohnland Deutschland umfassend Wertschöpfung betreiben und hochwertige Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen herstellen zu können, ist eine hohe Produktivität von großer Wichtigkeit und somit wesentlich für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

 

 

 

Studie

Wertschöpfungspotential 4.0

Bei einer Bruttowertschöpfung im deutschen Verarbeitenden Gewerbe von etwa 667 Milliarden Euro im Jahr 2019 ergibt sich daraus ein unausgeschöpftes Wertschöpfungspotenzial von etwa 95 Milliarden Euro. In Abhängigkeit von der Beschäftigungsentwicklung nach der COVID-19-Krise scheint durch umfängliche Lean-Nutzung ein Wertschöpfungspotenzial von etwa 81 bis 101 Milliarden Euro realistisch. Hier stellt sich die Frage, wie man dieses Potenzial sowohl in Baden-Württemberg als auch auf Bundesebene erschließen kann, um die Wettbe-werbsfähigkeit der Unternehmen am Standort zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern.

Das unausgeschöpfte Wertschöpfungspotenzial beläuft sich auf etwa 95 Milliarden Euro

Prof. Dr. Steffen Kinkel

Leiter des ILIN an der Hochschule Karlsruhe

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