Liebe Mitglieder,
die industrielle Zukunft Europas wird nicht nur in Fabriken und Rechenzentren entschieden – sondern ebenso im Klassenzimmer, im Hörsaal und in der Berufsschule.
Für das Institut für Produktionserhaltung ist klar: Wer Wertschöpfung in Deutschland und Europa sichern will, braucht exzellente Bildung. Ohne top ausgebildete, motivierte junge Menschen verliert der Standort nicht nur Fachkräfte, sondern auch Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. In dieser Sonderausgabe des infpro Magazins DIALOG widmen wir uns einem Thema, das allzu lange als pädagogisches Randthema behandelt wurde, obwohl es in Wahrheit ein strategisches Kernanliegen ist: die Ausbildung der nächsten Generation für eine zunehmend digitale, datengetriebene und vernetzte Produktionswelt.
Die Realität ist ernüchternd: Unsere Ausbildungsstrukturen sind vielerorts zu träge, die Lehrpläne veraltet, der Zugang zu moderner Infrastruktur begrenzt. Wer junge Menschen auf die Produktionssysteme von morgen vorbereiten will – auf KI, Robotik, digitale Zwillinge, Datenanalyse und ethische Fragestellungen algorithmischer Systeme – muss heute handeln. Nicht irgendwann. In Ländern wie Finnland oder Regionen wie Texas entstehen spezialisierte Schulen mit klarem Profil: Dort lernen Schüler bereits ab der vierten Klasse, was ein Algorithmus ist, wie neuronale Netze funktionieren, wie man sie trainiert, testet und hinterfragt. Sie entwickeln einfache KI-Apps, reflektieren über Bias in Daten – und lernen gleichzeitig, wie man ein Start-up pitcht oder einen Maschinenprozess digital abbildet.
Deutschland braucht den bildungspolitischen Mut, solche Modelle nicht nur zu bewundern – sondern zu adaptieren. Als Institut für Produktionserhaltung verstehen wir es daher als unsere Aufgabe, diese Diskussion zu führen, Impulse zu setzen, Best Practices sichtbar zu machen – und konkret daran mitzuwirken, die Kluft zwischen technologischem Fortschritt und bildungspolitischer Realität zu schließen.
Denn Wertschöpfung ist kein Selbstläufer. Sie entsteht dort, wo Wissen, Können und Gestaltungswille zusammenkommen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und lade Sie herzlich ein, die Diskussion mit uns fortzusetzen – bei den Wertschöpfungstagen 2025, am 21. und 22. November in Berlin. Dort vertiefen wir gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Forschung die Themen dieser Ausgabe. Denn nur im Dialog entstehen Lösungen, die tragen.
Mit besten Grüßen
Klaus Weßing
Vorstand, Institut für Produktionserhaltung