Fortschritt und Problemlösung: Neue Ansätze für nachhaltige Wertschöpfung und Wohlstand.
Ein Beitrag von Klaus Weßing.
In dem LinkedIn-Beitrag „Wie entsteht Fortschritt? – In guten wie in schlechten Zeiten.“ von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Wildemann, Gründer und Geschäftsführer TCW Unternehmensberatung & Münchner Management Kolloquium, heisst es: „Fortschritt entsteht selten linear. Vielmehr entwickeln sich Unternehmen oft dann weiter, wenn sie sich aktiv mit Herausforderungen und Widersprüchen auseinandersetzen. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der durch die Anwendung von Problemlösungstechniken und das Sammeln von Erfahrungen geprägt ist. Gerade in Zeiten des Wandels zeigt sich, dass echte Fortschritte nur durch die Bereitschaft zur Veränderung und Verbesserung erreicht werden.“
In meinem Beitrag möchte ich hierzu einige Punkte ergänzend anmerken. Für mich basiert Fortschritt darauf, dass Unternehmen nicht nur auf Probleme reagieren, sondern aktiv neue Wege des Problemlösens und Lernens entwickeln. Tatsächlich bestätigt die Erfahrung, dass Wachstum selten linear erfolgt – es ist eher eine Serie von Anpassungen und Verbesserungen, die durch Widerstände und Unsicherheiten geformt werden. Gerade in der heutigen Zeit, die von disruptiven Technologien und globalen Herausforderungen geprägt ist, besteht echter Fortschritt nicht im Verharren, sondern in der dynamischen Anpassung.
Für Industrieunternehmen bedeutet Fortschritt heute mehr als nur das Erreichen technischer Verbesserungen oder Produktivitätssteigerungen. Er ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, der Anpassungsfähigkeit, technologische Innovation und Nachhaltigkeit umfasst. Fortschritt in der Industrie bedeutet die Fähigkeit, komplexe, globale Herausforderungen aktiv zu bewältigen und gleichzeitig den wirtschaftlichen Wert und die Marktposition zu sichern. Diese Aspekte werden in Zeiten des globalen Wettbewerbsdrucks, steigender Energie- und Rohstoffkosten sowie des schnellen technologischen Wandels für deutsche Industrieunternehmen zunehmend entscheidend.
Für mich entsteht Fortschritt durch ein Zusammenspiel aus Neugier, Wissenserweiterung, technologischer Innovation und sozialem Wandel. Dabei tragen mehrere Schlüsselfaktoren zu seiner Entstehung bei, wie z.B. Forschung und Entwicklung (F&E). Technologische Innovation, wissenschaftliche und soziale Neugier und gesellschaftliche Akzeptanz und Anpassung.
Um Fortschritte nachhaltig umzusetzen, müssen sie von der Gesellschaft akzeptiert und unterstützt werden. Dazu gehört auch die Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen und Bildungsinitiativen, die die Bevölkerung befähigen, Fortschritte aktiv zu nutzen und zu fördern. Fortschritt ist ein dynamischer Prozess, der durch einen offenen Austausch, gezielte Investitionen in Wissen und Technik sowie die Bereitschaft zur Veränderung gefördert wird. Er entsteht, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Innovationen auf gesellschaftliche Akzeptanz und interdisziplinäre Kooperation treffen.
Veränderung als Zukunftsprinzip
Unternehmen, die in unsicheren Zeiten bereit sind, sich an wandelnde Bedingungen anzupassen und kontinuierlich zu lernen, sichern ihre Zukunftsfähigkeit. Fortschritt ist somit nicht ein fixer Zustand, sondern ein stetiger Prozess der Erneuerung. Indem Unternehmen aus Problemen lernen und neue, innovative Lösungen entwickeln, gestalten sie nicht nur ihre eigenen Zukunft, sondern stärken auch den Wirtschaftsstandort Deutschland. Problemlösen und Fortschritt gehen Hand in Hand – und gerade darin liegt die Zukunft unserer Unternehmen.
„Fortschritt ist der systematische Aufbau der Zukunft durch das, was wir heute tun.“
Peter Drucker sieht Fortschritt als einen bewussten, geplanten Prozess, der das Heute strategisch nutzt, um eine bessere Zukunft zu gestalten.
Fortschritt und Wachstum hängen eng zusammen, da Fortschritt häufig die Grundlage für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum bildet. Fortschritt kann in vielen Formen auftreten, sei es durch technologische Innovation, Effizienzsteigerungen oder die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Wachstum wiederum ist oft das messbare Ergebnis, das durch Fortschritte erzielt wird, z. B. in Form von höheren Produktionsraten, gesteigerter Wertschöpfung oder einem größeren Marktanteil. Ohne Frage, Fortschritt ist der Motor für wirtschaftliches Wachstum, da er neue Märkte erschließt, Prozesse effizienter gestaltet und Unternehmen und Branchen wettbewerbsfähig hält. Ohne Fortschritt kann Wachstum stagnieren, da keine neuen Potenziale erschlossen oder bestehende Herausforderungen bewältigt werden. Was allerdings zu beachten ist, Fortschritt entsteht selten linear. Laut Wildemann entwickeln sich Unternehmen oft dann weiter, wenn sie sich aktiv mit Herausforderungen und Widersprüchen auseinandersetzen. „Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der durch die Anwendung von Problemlösungstechniken und das Sammeln von Erfahrungen geprägt ist. Gerade in Zeiten des Wandels zeigt sich, dass echte Fortschritte nur durch die Bereitschaft zur Veränderung und Verbesserung erreicht werden,“ schreibt Prof. Dr. Wildmann in seinem Beitrag.
Zu den Problemlösungstechniken, die er in seinem Beitrag aufführt, und die vor allem in Krisenzeiten Unternehmen als Sicherheitsanker dienen, gehören: Methoden wie Six Sigma und Kaizen, Lean Management oder Design Thinking.
Studien wie die von Harvard Business Review zeigen, dass Methoden wie Six Sigma und Lean Management strukturierte Problemlösungsansätze bieten, die speziell in Krisenzeiten Stabilität schaffen. Sie ermöglichen Unternehmen, Prozesse zu standardisieren, Fehler zu minimieren und Effizienz zu steigern, was den Mitarbeitern Sicherheit und eine klare Orientierung gibt. Diese Techniken helfen, das Risiko von Überforderung zu senken und Veränderungsängste abzubauen. Fortschritt in Unternehmen ist oftmals ein bewusster und strukturierter Prozess, der auf klaren Problemlösungsmethoden und kontinuierlichem Lernen basiert. Diese Techniken schaffen nicht nur Effizienz, sondern auch ein Arbeitsumfeld, das Fortschritt als Teil der Unternehmenskultur verankert.
Für mich persönlich überzeugt von den genannten Techniken aktuell vor allem Lean Management, da es nicht nur Prozesse optimiert und Effizienz steigert, sondern besonders flexibel auf Marktveränderungen reagiert. Lean-Ansätze, die in der Produktion und zunehmend auch in Dienstleistungsbranchen eingesetzt werden, helfen Unternehmen, Verschwendung zu reduzieren und den Fokus auf wertschöpfende Aktivitäten zu legen. Laut einer aktuellen Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zeigt Lean Management in unsicheren Zeiten wie der heutigen klare Vorteile: Es ermöglicht Unternehmen, flexibler auf Lieferkettenprobleme und Marktverschiebungen zu reagieren, da es strukturell auf Agilität und Ressourcenoptimierung setzt.
Es zeigt sich, Unternehmen lassen sich systematisch zu besseren Problemlösern machen. Wir nennen diesen Ansatz Next Level Problem Solving.
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Wildemann
Next Level Problem Solving ist ein Ansatz, der über herkömmliche Problemlösungsmethoden hinausgeht und innovative, oft interdisziplinäre Wege sucht, um komplexe Herausforderungen anzugehen. Während traditionelle Problemlösungen oft lineare Methoden anwenden – z.B. Ursachenanalyse und gezielte Maßnahmen – verfolgt Next Level Problem Solving eine ganzheitliche, kreative und oft technologiegetriebene Herangehensweise. Es umfasst die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), Big Data, Design Thinking und anderen fortschrittlichen Tools, um tiefgreifende Lösungen zu entwickeln, die den Kern eines Problems und nicht nur die Symptome ansprechen.
Beispiele für Next Level Problem Solving
1. Big Data und KI zur Vorhersage und Vermeidung von Problemen
Unternehmen wie Google und Amazon setzen Künstliche Intelligenz und Big Data ein, um potenzielle Probleme in Echtzeit zu erkennen und Lösungen vorherzusagen, bevor die Probleme sich manifestieren. So kann Google mit seiner KI-gestützten Infrastruktur Ausfälle und Netzwerkprobleme frühzeitig erkennen und automatisch Gegenmaßnahmen einleiten.
2. Design Thinking zur Kundenorientierung und Produktinnovation
Unternehmen wie IDEO und Apple wenden Design Thinking an, um Probleme aus der Perspektive des Nutzers zu betrachten. Design Thinking führt oft zu bahnbrechenden Lösungen, da es auf radikalem Nutzerfokus basiert und kreative Ansätze zur Entwicklung neuer Produkte oder Prozesse fördert. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Prototypen und das kontinuierliche Testen und Anpassen, was die Markteinführungszeit und die Nutzerakzeptanz erhöht.
3. Digital Twins für industrielle Problemlösung
In der Industrie nutzen Unternehmen wie Siemens und General Electric sogenannte „Digital Twins“ – digitale Abbilder von Maschinen oder Systemen – um Probleme zu simulieren und zu analysieren, bevor sie in der realen Welt auftreten. Digital Twins ermöglichen es, in einem kontrollierten Umfeld verschiedene Szenarien zu testen und die bestmögliche Lösung zu finden, was die Effizienz steigert und Ausfallzeiten reduziert.
4. Agile Methoden und Lean Start-up Prinzipien
Das Lean Start-up Modell, angewandt von Unternehmen wie Dropbox und Uber, verfolgt das Prinzip, in kleinen, schnellen Iterationen neue Lösungen zu entwickeln und direkt am Markt zu testen. Diese Methode minimiert Risiken und ermöglicht es, Produkte oder Services effizienter an die Marktbedürfnisse anzupassen.
5. Interdisziplinäre Teams zur Lösung komplexer Probleme
Unternehmen wie IBM und SAP setzen auf interdisziplinäre Teams, die aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten, um komplexe Herausforderungen aus mehreren Perspektiven anzugehen. IBM hat z.B. das „AI Ethics Lab“ gegründet, wo Ethiker, Ingenieure und Rechtswissenschaftler gemeinsam daran arbeiten, KI-Technologien verantwortungsbewusst zu gestalten und gesellschaftliche Probleme proaktiv zu lösen.
Next Level Problem Solving kombiniert also Technologie, interdisziplinäre Zusammenarbeit und kreative Methoden, um weitreichende, nachhaltige Lösungen zu schaffen. Ziel ist es, sich nicht nur auf das Offensichtliche zu fokussieren, sondern tiefere Einsichten zu gewinnen und innovative, oft datengetriebene Lösungen zu finden.
Gerade in Zeiten des Wandels zeigt sich, dass echte Fortschritte nur durch die Bereitschaft zur Veränderung und Verbesserung erreicht werden. Dieser Fortschritt ist jedoch vielschichtig und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, was Unsicherheiten mit sich bringt. Unternehmen müssen in der Lage sein, sich diesen Herausforderungen zu stellen und aus ihnen zu lernen, um zukunftsfähig zu bleiben.
Die Aussage, dass echter Fortschritt nur durch die Bereitschaft zur Veränderung und Verbesserung erreicht wird, trifft grundsätzlich zu, doch sie greift auch zu kurz. Die Herausforderung für Unternehmen besteht nicht nur darin, sich offen für Veränderungen zu zeigen, sondern aktiv und strategisch in die notwendigen Anpassungen zu investieren.
Die Komplexität des Fortschritts verlangt mehr als Veränderungsbereitschaft; sie erfordert Dialog, Wissenstransfer und gezielte Lösungsansätze. Infpro stellt sicher, dass Unternehmen durch den Zugang zu fundierten Informationen und durch den Austausch mit Experten die Unsicherheiten des Fortschritts proaktiv managen können. Infpro schafft eine Plattform, auf der Lösungsansätze vermittelt werden, die Unternehmen ermöglichen, Fortschritt nachhaltig und strategisch umzusetzen.
Bilder: Susanne O´Leary, erstellt mit (c) DALL-E von OpenAI.
Klaus Weßing
Vorstandsvorsitzender des Instituts für Produktionserhaltung e.V.