Neulich beim Smalltalk: Irgendwas mit Produktion.

 Ein Beitrag von Lothar K. Doerr.

Lesen Sie den ironisch Beitrag von unserem Mitglied Lothar K. Doerr zum Thema: Warum benötigt infpro eine Mission, Vision und einen Purpose? Die Mitglieder sind frei erfunden und den workshop hat es natürlich auch so nicht gegeben . Und ja viele Mitglieder können sehr gut erklären, was infpro macht und kennen natürlich auch die Satzung.surprised

Zwei Männer stehen am Rand einer Veranstaltung und nippen an ihren Gläsern. Der eine sieht den anderen plötzlich interessiert an.

„Sag mal, du bist doch jetzt bei infpro, oder?“ fragt er, halb neugierig, halb höflich.

„Äh, ja,“ kommt es zurück, begleitet von einem zögerlichen Nicken und einem unsicheren Lächeln. „Ich… also, ja, bin ich. Seit ein paar Monaten jetzt.“ „Und… was machen die da nochmal genau?“

Ein kurzer Augenblick des Schweigens folgt. Der Mann räuspert sich, zieht kurz die Augenbrauen hoch, als würde ihm jeden Moment die perfekte Antwort einfallen.

„Na ja, also… infpro setzt sich für die Zukunft der europäischen Produktion ein,“ sagt er dann, bemüht, sicher zu klingen. „Wir fördern Innovation, Wissenstransfer und, äh, wir… also, wir bringen Experten zusammen.“

Sein Gesprächspartner nickt, aber der verwunderte Ausdruck auf seinem Gesicht bleibt. „Und… was wollt ihr da erreichen?“

Ein weiteres Räuspern. Der Mann schaut auf sein Glas, als hoffe er, die Antwort dort zu finden.

„Nun ja, wir wollen Europa wettbewerbsfähiger machen. Mit… nachhaltigen Lösungen und so. Wir setzen uns ein, weißt du, damit die europäische Produktion… zukunftssicher wird.“ Er hält kurz inne und fügt hinzu, „für Unternehmen und für die Industrie insgesamt.“

Der andere nickt langsam, eine Mischung aus Verwirrung und höflicher Zustimmung im Blick. „Aha… klingt ja, äh, spannend.“

Der erste Mann hebt eine Augenbraue und fragt: „Sag mal, hat das bei euch denn niemand mal aufgeschrieben, was ihr eigentlich macht? So… klar und verständlich?“

Der andere schmunzelt. „Klar, wir haben eine Satzung, die steht schon seit 2007.“

„Und was steht da drin?“ fragt der erste, neugierig geworden.

„Puh… ehrlich gesagt, so richtig tief war ich da noch nicht drin. Sorry, ganz hab ich die noch nie gelesen. Aber sie hat eine Präambel.“

Der erste Mann lacht und schüttelt ungläubig den Kopf. „Eine Präambel? Wahnsinn… also, das klingt nach einem echten Meisterwerk.“

„Ja, total,“ sagt der andere. „Die haben sich bei der Gründung des Instituts jede Menge Gedanken gemacht und dann die Satzung formuliert. Das sind unsere Werte.“ 

Der andere schaut ihn halb verwirrt an und nickt langsam. „Klingt… irgendwie….gut,“ murmelt er und versucht, höflich zu klingen.  „Du das mit der Mitgliedschaft, äh…Du, ich hab´so viel um die Ohren, Business, Kinder und so, aber ich werde es mir überlegen. Versprochen. Wir telefonieren.“

 

 

 

An dieser Stelle unterbricht Julius „Cäsar“ Barzel, seines Zeichens Motivations-Coach, die Darbietung der beiden Herren. „Sehr schön, Danke Sigi, Danke Hans-Jürgen für die gelungene Darstellung. Wirklich sehr überzeugend.“

Er wendet sich nun direkt an die Teilnehmer des 2. infpro Workshopmeetings. Rund 30 Mitglieder haben sich zur Veranstaltung: „Haste Mission brauchste Vison?“ des Instituts für Produktionserhaltung angemeldet und sitzen nun, tief beeindruckt ob der schauspielerischen der beiden infpro Mitglieder im Stuhlkreis zusammen.

„Nun jeder von uns  kennt diese Situation. Man wird beiläufig auf seine Mitgliedschaft angesprochen und soll mal sagen, was infpro denn so macht. Tja, und da setzt bei den meisten von uns der Totalausfall ein. Man stammelt sich was zusammen, weil man nichts genaues weiß? Wer hat das auch schon mal erlebt?“ Die Arme gehen nach oben, Martina, infpro Mitglied seit Juni, meldet sich.

„Mein Mann wollte wissen, was ich bei infpro denn überhaupt mache und wieso ich zu einem Impfverein gehe, wo wir doch Coronaleugner sind.“ Lautes Lachen im Saal und verständnisvolles Kopfnicken. Impfverein, impf pro – köstlich. Stimmt aber, der Name infpro lässt jede Menge Spekulationen zu. „Und was hast Du ihm gesagt?“, will Julius „Cäsar“ Barzel wissen. „Nun ich sagte: Irgendwas mit Produktion.“

„Aha, äh, nun ja, stimmt ja auch. Irgendwie.“ Barzel ist verdutzt, er dachte dieser Workshop wäre easy going, als sein alter Freund und Fußballkamerad Klaus ihn fragte, ob er als Motivations-Coach den Workshop leiten könnte. Nun stand er da, Freitagabend, 21:30 Uhr und schaute in 60 erwartungsvoll dreinschauende Augen. „Genau aus diesem Grund liebe Martina, wollen wir, also der Vorstand und das Wissenschaftliche Kuratorium die Sache vereinfachen. Statt Allgemeinplätze und Blubla, klare Statements, die sich jeder mrken kann und die auch jeder versteht. Deswegen sind wir hier, das wollen wir heute erarbeiten. Es geht um die infpro Mission, Vision und den infpro Purpose. Und die sollen am Ende des Tages so knapp und präzise formuliert, so aussagestark sein, dass, wenn wir bei einem Smalltalk mal wieder gefragt werden, für was infpro steht und was wer so machen, klare Antworten geben können. Kurzum, unsere neuen Mission, Vision und Purpose-Statements sollten auf die Rückseite einer Visitenkarte passen.“ Das mit der Visitenkarte hat ihm sein Freund Klaus aufgeschrieben.

Barzel verteilt inzwischen das Begleitmaterial für den Workshop, an die anwesenden Mitglieder.

„Ein Purpose, eine Mission und eine Vision sind zentrale Bestandteile der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens. Sie beschreiben, warum ein Unternehmen existiert (Purpose), was es erreichen möchte (Vision), und wie es dieses Ziel erreichen will (Mission).“

Purpose

Purpose (Zweck):
Der Purpose beschreibt den tieferen Sinn und Zweck des Unternehmens jenseits der bloßen Gewinnerzielung. Er beantwortet die Frage:

„Warum existieren wir, und welchen Beitrag leisten wir zur Gesellschaft?“

Beispiel:

• IKEA: „Ein besseres tägliches Leben für viele Menschen schaffen.“
• Purpose eines Umweltunternehmens: „Die Erde für künftige Generationen bewahren.“

 

Mission

Mission (Auftrag/Leitbild):

Die Mission gibt an, was ein Unternehmen konkret tut, um seinen Purpose zu erfüllen. Sie ist praktisch und handlungsorientiert.
Frage: „Was tun wir, und wie arbeiten wir, um unser Ziel zu erreichen?“

Beispiel:

• Nike: „To bring inspiration and innovation to every athlete in the world.“
• Mission eines Bildungsträgers: „Durch innovative Lernplattformen Bildung zugänglicher machen.“

 

Vision

Vision (Zukunftsbild):

Die Vision beschreibt, wohin das Unternehmen langfristig strebt und wie die Welt aussehen soll, wenn die Mission erfolgreich umgesetzt wurde. Sie ist aspirativ und zukunftsgerichtet.
Frage: „Wie sieht unsere ideale Zukunft aus?“

Beispiel:
• Microsoft: „Jede Person und Organisation auf der Welt zu befähigen, mehr zu erreichen.“
• Vision eines Startups: „Eine Welt, in der jeder Zugang zu sauberer Energie hat.“

Unterschiede zusammengefasst:
• Purpose: Warum wir existieren.
• Mission: Was wir tun und wie wir es umsetzen.
• Vision: Wohin wir wollen.

 

Beispiele

Einige Institute und Organisationen sind bekannt für ihre starke Vision, die weit über ihre Kerntätigkeit hinausgeht und als Beispiel für langfristige Orientierung und gesellschaftlichen Einfluss dient. Hier sind einige Beispiele:

1. Fraunhofer-Gesellschaft (Deutschland):

Die Vision der Fraunhofer-Gesellschaft ist es, als führende Organisation für angewandte Forschung in Europa zu agieren und Innovationen hervorzubringen, die das Leben verbessern und die deutsche und europäische Wirtschaft stärken. Ihre Vision zielt auf die Entwicklung praxisnaher Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen ab, von digitaler Transformation bis hin zu nachhaltiger Produktion.

2. MIT Media Lab (USA):

Das MIT Media Lab hat die Vision, „das Unmögliche möglich zu machen“, indem es an den Schnittstellen von Technologie, Kunst und Design arbeitet, um zukünftige Technologien zu gestalten, die die Gesellschaft positiv verändern können. Mit ihrer innovativen und experimentellen Ausrichtung streben sie danach, Lösungen zu entwickeln, die auch in anderen Bereichen, wie Gesundheit oder Umwelt, Anwendung finden.

3. Max-Planck-Gesellschaft (Deutschland):

Die Max-Planck-Gesellschaft verfolgt die Vision, fundamentale wissenschaftliche Erkenntnisse zu fördern, die unser Verständnis der Welt erweitern und langfristige Impulse für Innovationen und neue Technologien geben können. Sie stellt sich eine Zukunft vor, in der wissenschaftliche Exzellenz entscheidend dazu beiträgt, gesellschaftliche und globale Herausforderungen zu meistern.

Etwa 80-90 % aller großen Unternehmen haben ein Mission- und Vision-Statement. Bei kleineren und mittelständischen Unternehmen (KMU) ist die Zahl niedriger, oft zwischen 50-70 %, da dort die Geschäftsführung häufig direkter involviert ist und manchmal weniger formalisierte Strukturen existieren. Früher wurden Mission- und Vision-Statements oft nicht explizit als solche bezeichnet, sondern eher unter Begriffen wie „Unternehmens-leitbild,“ „Zielsetzung“ oder „Unternehmensphilosophie“ zusammengefasst. Diese Begriffe hatten ebenfalls das Ziel, den Zweck, die Werte und die langfristige Ausrichtung des Unternehmens darzustellen, waren jedoch oft weniger formal und strategisch als moderne Mission- und Vision-Statements.

Warum ein Mission Statement?

Ein Mission Statement ist auch für Institute wie infpro von entscheidender Bedeutung, da es den grundlegenden Zweck und die Ausrichtung der Organisation klar definiert. Es dient als Leitfaden für alle Aktivitäten und Entscheidungen und stellt sicher, dass alle Mitglieder einer Organisation oder Mitarbeiter eines Unternehmens auf gemeinsame Ziele hinarbeiten.

Für Institute wie infpro ist ein Mission Statement unerlässlich, um eine klare Identität zu schaffen, die Mitglieder zu motivieren und so die Kommunikation mit externen Partnern und potentiellen neuen Mitgliedern zu stärken. Es bildet die Grundlage für nachhaltigen Erfolg und kontinuierliche Weiterentwicklung.

„Das Mission Statement ist der Ausdruck des Sinns und Zwecks einer Organisation. Es sollte das beabsichtigte Ergebnis der Arbeit der Organisation angeben und nicht nur beschreiben, was die Organisation tut.“ Peter Drucker

Diese Aussage betont, dass ein Mission Statement über die formale Satzung hinausgeht, indem es nicht nur organisatorische Pflichten beschreibt, sondern die Vision und das übergeordnete Ziel der Organisation festhält. Es hilft, ein klares und motivierendes Bild davon zu schaffen, warum die Organisation existiert und welchen Wert sie schafft.

Kritiker argumentieren oft, dass eine Satzung oder ein Verfassungstext ausreichend ist, um den Zweck und die Aufgaben einer Organisation festzuhalten. Zwar stimmt es, dass eine Satzung die rechtlichen Rahmenbedingungen und grundlegenden Ziele eines Instituts festlegt. Ein Mission Statement jedoch ist nicht nur eine gesetzliche Formulierung, sondern eine inspirierende und zugängliche Aussage, die die Identität und den langfristigen Wert der Organisation ausdrückt. Durch das Mission Statement werden Werte und Visionen für die Mitarbeiter lebendig und helfen, den gemeinsamen „Sinn“ der Arbeit klar zu kommunizieren – ein Punkt, der in einer Satzung oft weniger anschaulich ist.

Das Vision-Statement

Eine klare Vision ist für Institutionen wie infpro essenziell, da sie das langfristige Ziel und die gewünschte Zukunft beschreibt, auf die alle Bemühungen ausgerichtet sind. Sie bietet eine inspirierende Vorstellung davon, wohin sich die Organisation entwickeln möchte und wie sie die Welt verändern oder verbessern will. Im Gegensatz zu einem Mission Statement, das den gegenwärtigen Zweck und die Aktivitäten beschreibt, stellt die Vision das Zielbild dar – die Idealvorstellung, die in der Zukunft erreicht werden soll. Für infpro könnte die Vision beispielsweise sein, Europa zur führenden Region für nachhaltige und innovative Produktion zu machen. Eine Vision wie diese schafft eine motivierende Zukunftsperspektive, die alle Beteiligten inspiriert und als Orientierungshilfe dient, um konkrete Maßnahmen im Einklang mit dem langfristigen Ziel zu gestalten.

Warum brauchen wir einen Purpose?

Ein klarer Purpose, also der übergeordnete Sinn und Zweck einer Organisation, ist heute wichtiger denn je. Er beantwortet die Frage, warum eine Organisation existiert und welchen positiven Einfluss sie auf Gesellschaft, Umwelt oder Wirtschaft haben möchte. Besonders für ein Institut wie infpro, das sich für die Zukunft der europäischen Produktion einsetzt, bietet der Purpose Orientierung und setzt ein Zeichen, dass über bloße Gewinnziele hinausgedacht wird

Der Purpose ist mehr als eine Ergänzung des Mission Statements oder der Satzung – er ist der Kern der Identität einer Organisation. Für infpro bietet er die Möglichkeit, seine gesellschaftliche Verantwortung und seine Zielsetzungen auf eine Art und Weise zu vermitteln, die sowohl intern als auch extern mobilisiert und inspiriert.

Julius „Cäser“ Barzel wuchtet sich von seinem Stuhl hoch und stoppt das Tonband mit der aufzeichneten Rede von Gustl Freundspitz. Um zu sparen, hat das Institut ihm die Aufzeichnung eines Mitglieds über das Thema zur Verfügung gestellt. „Das war ja nun wirklich sehr interessant. Hätte ich nicht besser formulieren können. Jetzt bilden wir 4 Arbeitsgruppen, wir haben 30 Minuten Zeit, dann möchte ich Ergebnisse sehen. Also frisch ans Werk.“ Die Uhr am Handgelenk brummt und weckt Barzel aus seinen Träumen. Er hat kurz ein Nickerchen gemacht, um die Uhrzeit schläft er bereits.  Nun hält eine Visitenkarte hoch. „Liebe Mitglieder, Danke für euer Engagement und für euren Input. Wie ich sehen, haben sie die neuen infpro Statements erarbeitet und in der Tat, sie passen alle auf die Rückseite einer Visitenkarte.“

Lautes und erlösendes Lachen im Seminarsaal 2a des Kolpinghauses in Birkenwerder. Es ist weit nach Mitternacht, und die Nachtschwester war schon zweimal da, und hat energisch auf ihre Uhr geklopft. Ein klares Zeichen.

„Auch ich möchte mich im Namen des Vorstandes für Euren Einsatz bedanken. Ich denke, damit können wir ganz gut leben und arbeiten und vor allem auch die jungen Leute ansprechen.“

Klaus Weßing zeigt sich den Mitgliedern auf Video, er ist via Team Views dazu geschaltet. Jetzt verkündet er mit feierlicher Stimme die Kurzfassungen der erarbeitenden Statements.

„Ich lese nun die erarbeiteten Kurzfassungen vor:

Purpose

infpro stärkt die Zukunft der europäischen Produktion, indem das Institut Innovation, Forschung und Wissenstransfer fördern. Gemeinsam mit Experten, Unternehmen und politischen Akteuren entwickeln wir Lösungen für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige und zukunftssichere Industrie.

 

Vision

infpro stärkt durch den Austausch zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik den Wissenstransfer und leistet einen Beitrag zur wirtschaftspolitischen Gestaltung in Deutschland und Europa, um langfristigen Wohlstand zu sichern.

 

Mission

infpro fördert Wissen und Vernetzung, um gezielt Fachkompetenzen aufzubauen und auszutauschen. Durch Studien, Expertenbeiträge, Social Media und Events schaffen wir  Dialogräume zwischen Fachleuten, Politik, Wirtschaft, Industrie, Organisationen und Forschung.

 

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für Ihr Engagement und bei Julius „Cäsar“ Barzel für seine tolle Moderation und Leitung. Ich denke, wir haben heute gemeinsam sehr viel geschafft. Ich wünsche eine gute und sichere Heimfahrt. Tschüüüsss“.

 

 

Bilder: Susanne O´Leary, erstellt mit (c) DALL-E von OpenAI.

Lothar K. Doerr

Journalist, infpro Mitglied