Elon Musk soll Effizienzministerium leiten. Ein Modell für Deutschland?
Ein Beitrag von L. K. Doerr
.Am 5. September 2024 hat Donald Trump angekündigt, dass er Elon Musk als Leiter einer geplanten „Government Efficiency Commission“ einsetzen will, falls er wiedergewählt wird. Diese Kommission soll eine umfassende Finanz- und Leistungsprüfung der gesamten US-Bundesregierung durchführen und drastische Reformen vorschlagen, um „Milliarden von Dollar“ einzusparen. Laut Trump hat Musk dem Vorschlag zugestimmt und erklärt, dass er bereit sei, in dieser Funktion zu dienen, ohne dafür eine Bezahlung oder Anerkennung zu verlangen. Es geht um Milliarden US-Dollars, die Musk einsparen soll. Nehmen wir mal Folgendes an: Wenn es hypothetisch ein Effizienzministerium gäbe und Elon Musk dafür verantwortlich wäre, würde dies wahrscheinlich Innovationen und technologische Entwicklungen in den Bereichen Energie, Transport und digitale Infrastruktur betreffen. Kostenstellen, die in Deutschland auch immer wieder für politischen Zündstoff sorgen. Daher meine Frage: Wäre ein solches Effizienzministerium auch für Deutschland ein möglicher Weg, um den Standort und, falls gewünscht auch die Regierung effizienter zu machen? Der Beitrag beleuchtet die verschiedenen Was-Wäre-Wenn-Szenarien.
Quelle: ZDF
Der Vorschlag ist Teil von Trumps breiterem Wirtschaftsplan, der auch Steuersenkungen für Unternehmen und eine Reduzierung von staatlichen Vorschriften vorsieht. Trump hat zudem angekündigt, zehn bestehende Vorschriften für jede neue Regel abzuschaffen, um die Bürokratie weiter zu reduzieren. Diese Ankündigung kam während einer Rede vor dem Economic Club of New York und wurde sowohl von Trump als auch von Musk auf der Plattform X (früher Twitter) thematisiert. Konkret bedeutet das, dass Musk als Berater die Effizienz der Regierung optimieren und möglicherweise Technologien oder innovative Ansätze einbringen könnte, um Ressourcenverschwendung zu reduzieren. Damit würde Musk eine Schlüsselrolle bei der Neugestaltung staatlicher Strukturen übernehmen, was seine wirtschaftliche und technologische Expertise weiter in die Politik einbringt.
Diese potenzielle Zusammenarbeit zeigt, wie eng Politik und Tech-Führung mittlerweile verknüpft sind. Musks Bereitschaft, Trump zu unterstützen, und die Aussicht auf eine beratende Rolle in seiner Regierung verdeutlichen seinen Einfluss auf die Politik der USA, insbesondere in Bereichen wie künstlicher Intelligenz (KI), Regierungseffizienz und Technologieregulierung.
Effzienzberater Musk oder wird hier der Bock zum Gärtner gemacht?
Musk ist beileibe keine Ausnahme, auch andere Tech-Giganten wie Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Sundar Pichai oder Bill Gates nutzen ihre wirtschaftliche Macht, um politische Veränderungen in ihrem Sinne zu fördern oder zu blockieren. Daron Acemoglu verwendet für dieses Art der Einflussnahme den Begriff „politisches Bullying“. Der 56-jährige Ökonom von der amerikanischen Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology (MIT), beschreibt in seinem Buch „“Power and Progress: Our Thousand-Year Struggle over Technology and Prosperity” wie Eliten oder mächtige Akteure ihre politische und wirtschaftliche Macht ausnutzen und ihre eigenen Interessen zu sichern.
„Politisches Bullying“ ist besonders gefährlich, weil es oft subtil und schwer zu erkennen ist, aber tiefgreifende Auswirkungen auf demokratische Prozesse und gesellschaftliche Machtverhältnisse haben kann. Daron Acemoglu verwendet den Begriff „politisches Bullying“ in seinen Schriften und Vorträgen, um eine Form von politischer Einflussnahme und Machtmissbrauch zu beschreiben, bei der autoritäre oder mächtige Akteure Druck auf Institutionen, Einzelpersonen oder Unternehmen ausüben, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Es geht dabei um die Manipulation des politischen Prozesses und der Entscheidungsfindung, oft zum Nachteil des Allgemeinwohls.
Politisches Bullying
In seinem Werk bezieht sich „politisches Bullying“ auf mehrere spezifische Mechanismen:
1. Untergrabung demokratischer Institutionen: Acemoglu kritisiert autoritäre Tendenzen, bei denen Machthaber demokratische Institutionen schwächen, um ihre Macht zu festigen. Dies geschieht oft durch Maßnahmen wie die Einschränkung der Unabhängigkeit von Gerichten, den Druck auf Medien und die Aushöhlung von Kontrollmechanismen, die die Macht der Regierung einschränken sollen.
2. Wirtschaftlicher und politischer Druck: Politisches Bullying kann sich auch darin zeigen, dass wirtschaftliche oder politische Eliten Einfluss auf Gesetzgebungsprozesse ausüben, um sich selbst zu bereichern oder ihre Macht zu sichern, während sie gleichzeitig den Handlungsspielraum anderer Akteure – sei es Opposition, Bürger oder andere Institutionen – beschneiden.
3. Instrumentalisierung von Technologie: In Bezug auf technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz weist Acemoglu darauf hin, dass politische Eliten oder große Konzerne Technologien nutzen können, um ihre Macht zu konsolidieren. Dabei werden Technologien eingesetzt, um bestimmte Gruppen zu überwachen, abweichende Meinungen zu unterdrücken oder gesellschaftliche Kontrolle auszuüben.
4. Schaffung von wirtschaftlicher Ungleichheit: Eine weitere Form des politischen Bullying besteht laut Acemoglu darin, dass mächtige Akteure wirtschaftliche Systeme so gestalten, dass sie selbst profitieren, während sie gleichzeitig Maßnahmen blockieren, die dazu beitragen könnten, Ungleichheit zu verringern oder die allgemeine wirtschaftliche Lage zu verbessern. In diesem Sinne kann das politische Bullying die Demokratie erodieren, weil die wirtschaftlichen Interessen einer kleinen Elite über das Gemeinwohl gestellt werden.
Elon Musk wird von Acemoglu als ein Symbol für die wachsende Macht der Tech-Elite gesehen, die wirtschaftliche und politische Strukturen zunehmend beeinflusst. Acemoglu befürchtet, dass dies zur Verschärfung von Ungleichheit und zur Erosion demokratischer Prozesse führen könnte. Deshalb nimmt er Musk in seine Kritik auf, um auf die Risiken hinzuweisen, die entstehen, wenn mächtige Unternehmer zu viel Einfluss auf den öffentlichen und politischen Raum ausüben.
Im Gespräch mit dem Handelsblatt Anfang September erläutert der Ökonom nicht nur seine Techno-Skepsis, sondern warnt auch vor dem politischen „Bullying“ von Tech-Ikonen wie Elon Musk.
Musks Rolle als eine der einflussreichsten Figuren in der Technologiebranche macht ihn für Acemoglu zu einem exemplarischen Fall für einige der Probleme, die er im Zusammenhang mit politischem Bullying und wirtschaftlicher Machtkonzentration anspricht. Hier sind einige der Gründe, warum Acemoglu Elon Musk in diesen Kontext stellt:
1. Machtkonzentration und wirtschaftliche Ungleichheit
Acemoglu argumentiert, dass große Tech-Unternehmen, einschließlich Musks Tesla und SpaceX, immer mehr Macht und Einfluss in der Wirtschaft und Gesellschaft gewinnen. Diese Machtkonzentration trägt seiner Ansicht nach zur Vertiefung wirtschaftlicher Ungleichheit bei. Die Technologien, die von Unternehmen wie Tesla entwickelt werden, treiben die Automatisierung voran, was wiederum Arbeitsplätze verdrängt, insbesondere für weniger qualifizierte Arbeiter. Acemoglu kritisiert, dass diese Unternehmen ihre Gewinne maximieren, während sie sich zu wenig darum kümmern, wie ihre Innovationen die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit verschärfen.
2. Technologie und politische Kontrolle
Acemoglu sieht auch eine Gefahr darin, dass Figuren wie Elon Musk nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Macht ausüben. Musk hat beispielsweise großen Einfluss auf politische Debatten über Künstliche Intelligenz, Raumfahrt, Energiepolitik und Verkehr. Acemoglu befürchtet, dass diese mächtigen Akteure ihre Ressourcen nutzen, um politische Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen, und dabei die Bedürfnisse und Interessen der breiten Öffentlichkeit vernachlässigen.
3. Der Einfluss von Tech-Milliardären auf den öffentlichen Diskurs
Elon Musk ist bekannt dafür, seine Meinungen und Ideen sehr öffentlich zu machen, insbesondere über soziale Medien wie Twitter (das er mittlerweile übernommen hat). Acemoglu sieht dies kritisch, da solche öffentlichen Plattformen es Unternehmern wie Musk ermöglichen, die öffentliche Meinung direkt zu beeinflussen und oft ihre eigenen wirtschaftlichen und politischen Agenden voranzutreiben. Musks Einfluss auf den öffentlichen Diskurs könne, so Acemoglu, zu einer Verzerrung führen, bei der die Interessen von Technologie-Milliardären über denen der Allgemeinheit stehen.
4. Technologie als Mittel der Macht und Kontrolle
Elon Musk und andere Tech-Titanen setzen Technologien ein, die das Potenzial haben, Gesellschaften tiefgreifend zu verändern. Ob es sich um selbstfahrende Autos, KI-gestützte Systeme oder Weltraumtechnologien handelt – Acemoglu sieht darin sowohl Chancen als auch Risiken. Er befürchtet, dass diese Technologien, wenn sie nicht richtig reguliert werden, vor allem den Mächtigen zugutekommen und die Ungleichheit verschärfen. Musk steht in diesem Sinne für eine technologische Elite, die entscheidet, wie und wofür Technologien eingesetzt werden, ohne dass die Öffentlichkeit ausreichend beteiligt wird.
5. Autokratische Tendenzen
Musk wird von Acemoglu auch für autokratische Tendenzen kritisiert. Er weist auf das Verhalten von Führungspersönlichkeiten hin, die ihre Unternehmen fast wie persönliche Reiche führen, mit wenig Rechenschaftspflicht gegenüber Aktionären, Angestellten oder der Gesellschaft insgesamt. Acemoglu sieht darin ein Problem, da es eine Form von „politischem Bullying“ darstellt, wenn solche Unternehmer zunehmend auch in politische und gesellschaftliche Prozesse eingreifen. Elon Musk wird von Acemoglu als ein Symbol für die wachsende Macht der Tech-Elite gesehen, die wirtschaftliche und politische Strukturen zunehmend beeinflusst. Acemoglu befürchtet, dass dies zur Verschärfung von Ungleichheit und zur Erosion demokratischer Prozesse führen könnte. Deshalb nimmt er Musk in seine Kritik auf, um auf die Risiken hinzuweisen, die entstehen, wenn mächtige Unternehmer zu viel Einfluss auf den öffentlichen und politischen Raum ausüben.
Die großen Tech-Akteure – oft als „Big Tech“ bezeichnet – haben in den letzten Jahren eine immense wirtschaftliche und politische Macht erlangt. Unternehmen wie Google (Alphabet), Apple, Facebook (Meta), Amazon und Microsoft beeinflussen nicht nur den Technologiemarkt, sondern auch die Art und Weise, wie Gesellschaften und Volkswirtschaften weltweit funktionieren. Diese Macht wird auf vielfältige Weise eingesetzt, um Marktvorteile zu sichern, politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen und den Kurs der technologischen Entwicklung vorzugeben. Wer von dieser Macht profitiert, hängt oft davon ab, wie diese Akteure ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen gestalten und durchsetzen.
Das Interview des Jahrhunderts
„Mit 40 Minuten Verspätung hat das Gespräch begonnen: Wie Elon Musk behauptete wegen eines angeblichen massiven Cyberangriffs, was nicht bewiesen ist. Musk erklärte, man sehe durch diesen Angriff, wie groß der Widerstand dagegen sei zu hören, was Donald Trump zu sagen habe. Und Trump hatte viel zu sagen. Per E-Mail hatte der republikanische Präsidentschaftskandidat das auf Musks Onlineplattform X live übertragene Gespräch als “Interview des Jahrhunderts” ankündigen lassen. Trump erklärte in den mehr als zwei Stunden erneut, er werde die Zahl illegaler Migranten reduzieren, er werde dafür sorgen, dass es den Leuten finanziell besser gehe, dass Amerika sicherer sei.“
Torben Börgers, ARD Washington, tagesschau, 13.08.2024 09:00 Uhr
Trump und Musk – das sind zwei Männer mit einem gemeinsamen Ziel: Sie wollen einen Wahlsieg der Demokraten verhindern. Es sind zwei Männer die erkannt haben, dass sie dieses Ziel mit vereinten Kräften eher erreichen können. Der eine – Trump – will durch Musk seiner Kampagne neuen Schwung verleihen. Er hat mit dem Gespräch zeitweise mehr als 1,3 Millionen Leute gleichzeitig erreicht.
Der andere – Musk – hat seine wirtschaftlichen Interessen im Blick. Er hofft als Chef von X, SpaceX und Tesla von einem Wahlsieg Trumps zu profitieren. Und bot sich auch gleich als Berater in einer Trump-Regierung an. Er könne in einer Kommission mitarbeiten, die darauf schaue, dass das Geld der Steuerzahler sinnvoll ausgegeben werde, so Musk. “I’d love it” – Fände ich super, entgegnete Trump.
Falschbotschaften mit enormer Reichweite
Seit Musk Twitter – heute X – übernommen hat, lässt er die Verbreitung ultrarechter Verschwörungsideologie zu. Und nutzt X heute mehr denn je, um seine deutlich nach rechts gerückten persönlichen politischen Ansichten zu verbreiten. Laut einer Studie der Nicht-Regierungsorganisation “Center for Countering Digital Hate” (Zentrum zur Eindämmung von Digitalem Hass) hat Musk seit Januar auf X 50 falsche oder irreführende Botschaften zur bevorstehenden Wahl verbreitet. Musks Falschbotschaften seien dieses Jahr schon fast 1,2 Milliarden Mal angeschaut worden, so das Zentrum. Falschbotschaften, von denen Trump profitieren könnte.
Worst Case Szenarien für den Fall, dass Musk kommt
Sollte Elon Musk wirklich Vorsitzender einer Effizienzkommission unter der Führung von Donald Trump werden, wären die potenziellen Auswirkungen breit gefächert. Musk ist bekannt für seine radikalen Ansätze zur Effizienzsteigerung, sowohl in seinen Unternehmen wie Tesla und SpaceX als auch in der öffentlichen Wahrnehmung.
Hier sind einige mögliche Szenarien, die auftreten könnten, falls Musk diese Rolle übernimmt:
1. Technologischer Fokus und Innovation: Musk könnte versuchen, die Effizienz in Regierungsbehörden durch den verstärkten Einsatz von Technologie und Automatisierung zu steigern. Dies könnte eine größere Implementierung von KI-Systemen, Robotik und datengetriebenen Entscheidungsprozessen bedeuten, um staatliche Abläufe zu rationalisieren.
2. Privatisierung von Dienstleistungen: Musk könnte, basierend auf seiner unternehmerischen Philosophie, für die Privatisierung oder zumindest für öffentlich-private Partnerschaften plädieren. Das könnte bedeuten, dass mehr Regierungsaufgaben in die Hände privater Unternehmen gegeben werden, insbesondere in Bereichen wie Infrastruktur, Raumfahrt oder Energie.
3. Kostenreduzierung und Bürokratieabbau: Eine der ersten Maßnahmen könnte die Reduktion von Bürokratie sein. Musk ist dafür bekannt, schnelle Entscheidungen und eine flache Hierarchie zu bevorzugen. In der Regierung könnte das zu einer Restrukturierung führen, bei der weniger Entscheidungsinstanzen existieren und mehr Entscheidungen schnell getroffen werden.
4. Radikale Sparmaßnahmen: Musk könnte versuchen, radikale Einsparungen im Haushalt vorzunehmen, ähnlich wie er es in seinen Unternehmen tut, um Effizienz zu steigern. Das könnte sich negativ auf soziale Programme oder andere staatlich geförderte Dienstleistungen auswirken, wenn der Fokus rein auf Effizienz und Kosteneinsparung gelegt wird.
5. Fokus auf erneuerbare Energien: Da Musk ein großer Verfechter von erneuerbaren Energien ist, könnte er versuchen, den Ausbau von Solarenergie, Windenergie und anderen nachhaltigen Energiequellen voranzutreiben. Dies könnte zu einer drastischen Veränderung der Energiepolitik führen.
6. Vereinfachung der Regulierung: Musk hat in der Vergangenheit häufig Regulierungen kritisiert, die er als innovationshemmend ansieht. Als Vorsitzender einer Effizienzkommission könnte er daher auf eine Lockerung oder Reform von Vorschriften drängen, die er als hinderlich für den Fortschritt betrachtet.
7. Fokus auf Raumfahrt und Infrastruktur: Musk könnte den Ausbau der Raumfahrtprogramme der USA befürworten, da er stark an die Erforschung des Weltraums und die Kolonisierung anderer Planeten glaubt. Gleichzeitig könnte er in Infrastrukturprojekte wie Hochgeschwindigkeitszüge (Hyperloop) oder Tunnelsysteme investieren, um Transportwege effizienter zu gestalten.
Wäre das auch ein Model für Deutschland?
Wenn es hypothetisch ein Effizienzministerium gäbe und Elon Musk dafür verantwortlich wäre, würde dies wahrscheinlich Innovationen und technologische Entwicklungen in den Bereichen Energie, Transport und digitale Infrastruktur betreffen.
Doch wie sinnvoll wäre ein solches Ministerium für Deutschland, das traditionell auf stabile Verwaltung und langfristige Reformen setzt? Hier ein Überblick über die möglichen Vor- und Nachteile eines solchen Ministeriums, das in einem hypothetischen Szenario auf Deutschlands wirtschaftliche und politische Landschaft angewandt wird.
Pro-Argumente:
1. Bürokratieabbau: Ein Effizienzministerium könnte dazu beitragen, die oft schwerfällige deutsche Bürokratie zu modernisieren und zu straffen. Dies könnte Prozesse in der Verwaltung vereinfachen und schnellere Entscheidungen in Schlüsselbereichen wie Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und Klimaschutz ermöglichen.
2. Technologischer Schub: Elon Musk steht für radikale technologische Innovation. Wenn ein ähnlicher Ansatz in Deutschland verfolgt wird, könnte dies den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und Digitalisierung in der Verwaltung vorantreiben. Besonders im Hinblick auf die schleppende Digitalisierung könnte ein Effizienzministerium neue Impulse geben und Deutschland wettbewerbsfähiger machen.
3. Kostenersparnis: Trump und Musk argumentieren, dass durch die effiziente Neustrukturierung von Regierungsprozessen Milliarden eingespart werden könnten. Auch in Deutschland könnten durch die Reduzierung von Doppelstrukturen und übermäßiger Bürokratie erhebliche Mittel freigesetzt werden, die in wichtige Zukunftsprojekte fließen könnten, wie den Ausbau der Infrastruktur oder die Energiewende.
4. Klimaschutz und Innovation: Ein Ministerium, das von einer visionären Persönlichkeit wie Elon Musk beraten wird, könnte Deutschlands ambitionierte Klimaziele durch technologische Innovation schneller erreichen. Musk hat bereits bewiesen, dass er mit Tesla und SpaceX ganze Branchen revolutionieren kann.
Contra-Argumente:
1. Technokratie und Demokratie: Ein radikales Effizienzministerium könnte das Gleichgewicht der Macht in einer Demokratie wie Deutschland gefährden. Die Konzentration auf „Effizienz“ kann dazu führen, dass demokratische Prinzipien und Transparenz auf der Strecke bleiben, insbesondere wenn Prozesse und Entscheidungen beschleunigt werden sollen.
2. Risiko von sozialer Ungleichheit: Elon Musks politische Ausrichtung ist stark wirtschaftsliberal. Eine reine Fokussierung auf Effizienz könnte wichtige soziale Aspekte vernachlässigen, wie den Schutz von Arbeitnehmerrechten, soziale Sicherungssysteme oder den Umweltschutz, der nicht nur auf technologische Lösungen reduziert werden kann.
3. Widerstand gegen Veränderungen: Deutschland hat eine stark institutionalisierte Verwaltung, die auf Stabilität und langfristige Prozesse ausgerichtet ist. Ein radikales Effizienzministerium könnte auf starken Widerstand stoßen, da drastische Einsparungen und Strukturreformen nicht immer auf Akzeptanz stoßen, besonders in einem Land, das oft auf Konsenspolitik setzt.
4. Mangel an visionären Führungspersönlichkeiten: Während Musk in den USA ein Vorreiter für disruptive Technologien ist, gibt es in Deutschland keinen vergleichbaren Unternehmer mit einem derart visionären, aber gleichzeitig auch kontroversen Führungsstil. Ohne eine vergleichbare Person könnte das Ministerium nicht die gleichen Impulse setzen und würde Gefahr laufen, eine symbolische Struktur ohne große Wirkung zu bleiben.
Für die Bundestagswahl 2025 könnte die Idee eines Effizienzministeriums polarisieren. Befürworter radikaler Reformen und technokratischer Lösungen könnten darin eine Chance sehen, um Deutschland effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen. Diese Idee könnte besonders bei liberalen und wirtschaftsorientierten Wählern Anklang finden, die eine schnellere und schlankere Regierung fordern. Allerdings könnte das Konzept in der breiten Bevölkerung auf Skepsis stoßen. Die deutsche politische Kultur ist stark auf Ausgleich und soziale Gerechtigkeit bedacht, und ein Ministerium, das Effizienz über alle anderen Werte stellt, könnte als Bedrohung für soziale Errungenschaften wie Arbeitnehmerrechte oder die soziale Marktwirtschaft wahrgenommen werden.
Ohne eine klar definierte Balance zwischen Effizienz und sozialer Verantwortung könnte ein Effizienzministerium mehr schaden als nützen. Politische Parteien, die dieses Thema für den Wahlkampf aufgreifen, sollten daher darauf achten, nicht nur wirtschaftliche Vorteile zu betonen, sondern auch den sozialen und demokratischen Kontext im Blick zu behalten.
Gottlob ist noch niemand auf die Idee gekommen, die Idee eines solchen Effizienzministeriums Muskscher Prägung in die deutsche Parteienlandschaft zu pflanzen.
Zur Person von Daron Acemoglu
Daron Acemoglu ist ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er ist bekannt für seine Forschung im Bereich der politischen Ökonomie, insbesondere für seine Arbeit zu den Auswirkungen von Institutionen auf wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung. Zusammen mit James A. Robinson hat er das einflussreiche Buch „Why Nations Fail: The Origins of Power, Prosperity, and Poverty“ geschrieben, das untersucht, wie politische und wirtschaftliche Institutionen das Wohlergehen von Nationen beeinflussen. Acemoglu hat auch bedeutende Beiträge zur Untersuchung der Rolle von Innovationen und technologischen Veränderungen in der Wirtschaft geleistet.
In “Power and Progress: Our Thousand-Year Struggle over Technology and Prosperity”, beleuchten Daron Acemoglu und Simon Johnson die Rolle von Technologie in der menschlichen Geschichte, insbesondere die Auswirkungen auf Wohlstand und Machtverhältnisse. Die zentrale These des Buches ist, dass technologischer Fortschritt nicht automatisch zu breitem Wohlstand führt. Stattdessen zeigen sie, dass Technologien oft von Eliten kontrolliert und so eingesetzt werden, dass sie die Macht und den Reichtum weniger Menschen mehren, während viele Arbeiter und Bevölkerungsgruppen zurückgelassen werden.
Ein zentrales Beispiel ist die aktuelle Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und Automatisierung. Acemoglu und Johnson argumentieren, dass KI primär darauf abzielt, menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen, was zur Verschärfung von sozialer Ungleichheit führt. Statt die Produktivität zu steigern und den Wohlstand breiter zu verteilen, konzentriert der Einsatz dieser Technologien Reichtum und Macht bei großen Tech-Unternehmen und deren Führungspersönlichkeiten.
Das Buch untersucht historische Parallelen, etwa die Industrielle Revolution, und zeigt auf, dass technologische Fortschritte nur dann zu breitem Wohlstand führten, wenn die Gesellschaftsstrukturen darauf ausgerichtet waren, die Vorteile der neuen Technologien fair zu verteilen. Acemoglu und Johnson plädieren daher für eine Neuausrichtung der Technologiepolitik, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Sie fordern, dass Technologien entwickelt und eingesetzt werden, um die Arbeitskraft zu ergänzen und zu stärken, anstatt sie zu ersetzen, damit Wohlstand und Macht gerechter verteilt werden.
Ferdinand de Lesseps und Elon Musk
Die „Soft Power“ der großen Tech-Unternehmer stammt von ihren politischen Überzeugungen. In ihrem Buch „Power and Progress“ haben die beiden Autoren dies mit der Geschichte des französischen Entwicklers des Suezkanals, Ferdinand de Lesseps, illustriert. Er ist für die beiden Autoren das Model für Elon Musk. Dieser Vergleich beleuchtet, wie große Unternehmer durch ihre politischen Überzeugungen und ihre strategischen Großprojekte eine immense „Soft Power“ aufbauen können. Beide Figuren stehen für visionäre Projekte, die nicht nur technologische, sondern auch geopolitische und gesellschaftliche Auswirkungen hatten bzw. haben.
Ferdinand de Lesseps gilt als Symbol für die Macht der Infrastrukturprojekte im 19. Jahrhundert, als der Suezkanal die Handelswege revolutionierte und Europa mit Asien verband. Sein Einfluss ging weit über die Technik hinaus – er prägte durch seine Vision und seine Fähigkeit zur Mobilisierung von Ressourcen das politische Umfeld dieser Zeit.
Elon Musk hingegen, als moderner Tech-Unternehmer, nutzt seine Projekte wie SpaceX, Tesla und andere zur Transformation von Energie-, Transport- und Raumfahrtsektoren. Beide streben danach, die Welt nicht nur durch technologische Innovationen zu verändern, sondern auch durch ihre persönlichen Überzeugungen und ihren Einfluss auf die globale Politik.
Diese Analogie betont, dass Tech-Unternehmer wie Musk, ähnlich wie de Lesseps, nicht nur durch ihre Produkte oder Unternehmen Macht gewinnen, sondern durch die Visionen, die sie verkörpern. Dabei geht es oft um mehr als wirtschaftlichen Erfolg – es geht darum, die Richtung zu bestimmen, in die Gesellschaft und Politik gelenkt werden.
Statements zum Buch "Power and Progress"
„In diesem brillanten, umfassenden Überblick über den technologischen Wandel in Vergangenheit und Gegenwart wollen Acemoglu und Johnson uns an den Schultern packen und wachrütteln, bevor die heutigen „Winner-take-all“-Technologien der globalen Gesellschaft und der demokratischen Perspektive noch mehr Gewalt antun. Dieses wichtige Buch ist ein notwendiges Gegenmittel gegen die giftige Rhetorik der Unvermeidbarkeit der Technologie. Es entlarvt die Realpolitik der Technologie als hartnäckiges trojanisches Pferd für Wirtschaftsmächte, die das Profitstreben einiger weniger über das der vielen stellen. Macht und Fortschritt ist die Blaupause, die wir für die vor uns liegenden Herausforderungen brauchen: Technologie trägt nur dann zum gemeinsamen Wohlstand bei, wenn sie durch demokratische Rechte, Werte, Prinzipien und die Gesetze, die sie in unserem täglichen Leben unterstützen, gezähmt wird.“
Shoshana Zuboff, emeritierte Professorin an der Harvard Business School und Autorin von “The Age of Surveillance Capitalism”
“Innovation is undeniably a cool thing. Because of it, we survive diseases that regularly used to kill us. We can access and process unimaginable amounts of information. Without new technologies we would never meet the challenge to decarbonize the economy and contain climate change. But as Acemoglu and his MIT colleague Simon Johnson point out in their forthcoming book, Power and Progress (due out in May), contemporary evidence and the long story of humanity’s technological development confirm ‘there is nothing automatic about new technologies bringing widespread prosperity. Whether they do or not is an economic, social, and political choice.’”―Eduardo Porter, Bloomberg
“One of the most important books of the year.” ―Will Hutton, The Guardian
“Getting the regulation of artificial intelligence right is one of the most urgent problems facing our species, and also one of the most delicate…. This is the subject at the heart of an important new book by two prominent economists.…The book proposes an interesting set of policies to produce a better version of the future…Acemoglu and Johnson highlight a substantial worry about the evolution of the tech industry.” ―Adrian Wooldridge, Bloomberg
Bilder: L.K. Doerr, erstellt mit (c) DALL-E von OpenAI.
L.K. Doerr
infpro Mitglied, Koordinator der KI- Denkfabrik